Vorwort

Die Absicht, unsere Ergebnisse unter dem Titel „Auch Affen sind nur Menschen“ zu publizieren, hatte ich bereits 1993. Meine Mitarbeiter und ich planten damals die Etablierung eines Affenparks in der Umgebung von Kassel. Mit diesem Buch sollte um die Unterstützung dieses Projektes geworben werden. 1994 begann ich, die einführenden Kapitel in einer ersten Fassung zu schreiben, doch ging die Motivation, mich mit unseren Ergebnissen intensiv auseinander zu setzen, mit meiner Entlassung aus dem Dienst des Landes Hessen verloren. Ich versorgte noch täglich die in unserem Haus lebenden Halbaffen und musste mich sorgen, zum Leben meiner Familie einen Beitrag leisten zu können. Das Risiko, ein möglicherweise unverkäufliches Buch über Monate zu schreiben, schien mir finanziell nicht vertretbar zu sein. Die Realisation meines Buchprojektes verschob ich auf zukünftige bessere Zeiten.
2014 ereilte mich dann das Schicksal einer schweren Erkrankung. Kaum bewegungsfähig musste ich damit rechnen, dieses Buch in meinem Leben nicht mehr realisieren zu können. Dies tat mir besonders im Hinblick auf meine engagierten ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leid, auch hätte ich eigentlich gerne ein Zeugnis meiner wissenschaftlichen Arbeit für meine Frau, meine Kinder und meine Freunde hinterlassen. Mit diesem Personenkreis ist auch bereits der Kreis der Empfänger dieses Buches umschrieben. Meine ganze verbliebene Kraft wandte ich daher auf, um meine Sammlung von Diapositiven in tage- und nächtelanger Arbeit elektronisch zugänglich zu machen. Nach meiner Genesung nutzte ich dann jede freie Minute, um eine erste Version dieses Buch zu vollenden.
Durch moderne Techniken und Geräte war auch das finanzielle Risiko begrenzt. Meine Kinder, Dr. Armin Welker und Dr. Susanne Welker, begleitete ich bei ihren eigenen wissenschaftlichen Arbeiten und lernte die Vorzüge und die Macht des Computerprogrammes Latex schätzen.1 Armin war dann auch derjenige, der mir bei dem Anfertigen des Manuskriptes ein kundiger Ratgeber und eine unersetzliche Hilfe war. Meine Frau, Adelheid Welker, unterstütze mich - wie schon in Zeiten der aktiven Arbeit mit Primaten - permanent. Sie stellte mir auch über die gemeinnützige „Adelheid-Welker-Stiftung zur Förderung der primatenethologischen Forschung“ die Geldmittel zur Verfügung, um unausgewertetes Datenmaterial in der Zukunft aufarbeiten lassen zu können. Zudem gründete sie den „Adelheid Welker e. K. Buchverlag“, um das Buch - trotz der vielen Abbildungen - möglichst günstig vertreiben zu können, sollten außer dem genannten Personenkreis auch andere Mitmenschen an den Ergebnissen meiner Arbeit interessiert sein. Der Verlag wird das Buch zu einem Preis 5,00 Euro über dem Herstellungspreis vertreiben, diese Einnahmen sollen dann der Stiftung zufließen.
Bei der Arbeit an diesem Buch ist mir deutlich geworden, wie schnell man Fakten über zwei Jahrzehnte vergessen kann. Doch hatte ich neben meinen eigenen Publikationen die von meinen Mitarbeitern sorgfältig geführten Bestandsbücher und die stets aktualisierten Käfigbesetzungspläne zur Verfügung, die mir halfen, fast alle Lücken der Erinnerung zu schließen.
Bei der Beschäftigung mit unseren Ergebnissen ist mir vor Augen geführt worden, dass Fragen zu den Geschlechterrollen oder zur möglichen Vererbung von Eigenschaften, die heute immer noch gestellt werden, eigentlich bereits von uns durch unsere Tierversuche beantwortet wurden. Insofern leistet dieses Buch eventuell einen Beitrag zur aktuellen Diskussion.
Trotz aller meiner eigenen Bemühungen und trotz des sorgfältigen Korrekturlesens, das dankenswerter Weise mein Freund Dr. Norbert Fiege übernommen hat, wird uns dennoch der eine oder andere Fehler entgangen sein. Sollten Sie, liebe Leser, einen solchen finden, wäre ich über einen entsprechenden Hinweis sehr dankbar. In zukünftigen Auflagen werden diese dann korrigiert sein.
Bei des Ausstattung des Buches mit Abbildungen beschränke ich mich vornehmlich auf meine alte Sammlung von Diapositiven. Gerne hätte ich mehr Verhalten gezeigt. Wenn Sie, liebe Leser, meinen, Sie könnten mit Ihren eigenene Bildern dazu beitragen, die Bebilderung zu bereichern, wäre ich auch hier für einen Hinweis dankbar. Der Verlag ist bereit, Rechte für weitere Bilder anzukaufen.
Ich hoffe, in diesem Buch auch zu zeigen, dass ich nicht nur über Primaten, vielmehr über Persönlichkeiten berichte, die mit ihren individuellen Fähigkeiten und Schwächen maßgeblich zur Beantwortung vieler Fragen beigetragen haben. Neben dem Dank an meine Familie und die ehemaligen Mitstreiter in Forschungsvorhaben gilt vor allem diesen Individuen mein Dank.

Edermünde, im Juni 2016

Christian Welker

1Bereits 1993 hatte mich Michael Obach, ein an Primaten interessierter Mathematik-Student, auf Latex aufmerksam gemacht und seine Semesterarbeit über Callimico goeldii mit Latex erstellt. Seine Arbeit beeindruckte mich zwar, doch schien mir Latex für Biologie-Studenten zu schwierig zu sein.

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